The following diary runs from mid-May to early July 1940 and was given to my grandfather, Leutnant Erwin Penke, by the author, "B.", in October 1941. I have published it here in the interest of historical research, since there is very little source material about Flaktransportbatterien (Trabas) during World War Two. They were created at the outbreak of war to help the many new non- or semi-motorized Luftwaffe Flak-Abteilungen move their Flak guns into positions, but their role - as seen below - could also include general transport duties for the Luftwaffe Bodenorganisation in the rear areas behind the front. In principle a Traba was composed of 3 officers and about 220 men (Traba 2./41 was an officer short), fitted with half-tracks and lorries. They were assigned orders from a Luftgaukommando, an administrative body responsible for air defence in a given territory, and subordinated tactically to a Flak division (known as a Luftverteidigungskommando until the end of 1941).
I have not disclosed the full name of the author of the diary, and he shall remain known as Otto "B.". An attempt to pass on this interesting manuscript to his family - who I traced - has met with indifference, however I have no wish to embarrass, offend or upset any living relatives or offspring by giving his full name. If you wish to quote any of this material in your own research, please contact me at kpenke@hotmail.com to ask for permission; apart from courtesy, I would like to know where the diary contents might be going! Comments can be left at the end of the webpage.
Karl-Peter Penke
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Traba - Kolonne 2/41 im Westfeldzug 1940.
B[------]
Hptm. Traba 1/62
Mein Einsatz mit der Traba 2/41 im Feldzug gegen Holland, Belgien, Frankreich, mit kurzer Vorgeschichte wie es dazu kam.
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Am 25.4.40 wurde ich durch Abt.-Befehl von meiner Transportbatterie (Traba) 1/62 zur Traba 2/41 kommandiert, um den stellv. Battr.-Führer Lt. Penke zu unterstützen. Der Battr.-Chef Oblt. Schlegel hatte bis zum 8. Mai seinen Heimaturlaub. Ich betrachtete dieses Kommando als kleine Abwechslung und war auch neugierig, meine so oft gelobte Konkurrenz von Deep mal näher kennen zu lernen, - denn diese hatte die große Ehre gehabt, meine in der "Weißen Hölle von Deep 1940" total verbrauchte Kolonne, ein aus 5 Trsp.-Battr. zusammengestelltes Kommando Mitte März abzulösen.
Es waren für mich eindrucksvolle Frühlingstage und frohe Stunden, die ich in Gemeinschaft mit Lt. Penke und den Männern von 2/41 in Duisburg verlebte. Mein Kommando schien am 8. Mai zu Ende zu sein, da kam Lt. Penke auf die Idee, zu heiraten und gleichzeitig seine Kolonnenführerkenntnisse in Rudolstadt zu verbessern. Mein Kommando wurde für die Zeit seiner Abwesenheit verlängert. Ich wollte mich ja auch nicht bei der 2/41 so lange aufhalten, wegen der nahen Einsatzmöglichkeit mit meiner eigenen 1. Kolonne 1/62 gegen Holland, Belgien, Frankreich[.] Der Soldat soll nicht denken, denn es kommt ja bekanntlich hinterher immer anders.
Die Anzeichen kommender Ereignisse wurden immer deutlicher erkennbar. Auf meinen Vorschlag wurde Kleinkaliber- u. Scharfschießen angesetzt, da die Angehörigen der Batterie bisher keine Gelegenheit dazu hatten. Ich bestellte in einer Buchhandlung Landkarten von Holland, Belgien, Frankreich, die wir leider durch unsern schnellen Einsatz nicht mehr erhielten. Die Kolonnenführer machten die Anfangseinsätze nach Skizze, bis die Beschaffung von Karten - wenn auch nur hintenherum - bei höheren Stäben während des Vermarsches möglich war.
14. 5. 40.
Morgens 4,50 wird die ganze Batterie 2/41 alarmiert und erhält folgende Einsatzbefehle:
1) 2 schwere Kolonnen der 2/41 melden sich am Ablaufpunkt Punkt 65 (Karte 1:100000) an der Straße Duelken - Waldniel bei M.-Gladbach[.] Dort weiterer Auftrag durch Offizier der Luftzeuggruppe 6. Nach Meldung Weiterfahrt nach Flugplatz St. Trond b. Brüssel.
2) Eine schwere, 2 leichte Kolonnen der 2/41 laden am Munitionslager Birten, südlich Xanten. Nach Beladung Marsch nach Muna-Bahnhof Maastricht. Dort Eintreffen am 14.5. 18 Uhr.
3) Die Transp.-Battr. 2/41 ist dem Luftgaustab z.b.v 16 unterstellt.
Die Kolonnen Heinzmann und Thate unter meiner Führung führten den Punkt 1 des Befehls aus. In Waldniel wurde meine Doppelkolonne der Traba 5/III Hptm. Marquardt unterstellt und wir laden Fliegerbomben (100 To) auf Anweisung des Oberstlt. Siber von der Luftzeuggr. 6 in den Lagern Waldniel, Wildenrath, Wassenberg und Teveren. Nach Beladung sammelten sich die Kolonnen in Sittard an der holl. Grenze. Für meine Männer war es ein Augenblick persönl. Bedeutung, als sie zum ersten Mal als Soldat die Feindgrenze überschritten. In Sittard war der Empfang der holl. Bevölkerung - wir rasteten 2 Std. in einer Arbeitersiedlung - beinahe freundschaftlich.
15. 5. 40
Im gemeinsamen Nachtmarsch mit der 5/III rollten wir über Maastricht (4 Std. Wartezeit vor der einzigen Pontonbrücke) nach St. Trond wo in der Nacht noch heftige Rückzugsgefechte mit Belgiern und Franzosen stattfanden. Um 7 Uhr Ankunft St. Trond. Die von unsern Stukas und Zerstörern auf dem Boden angegriffenen belgischen Jagdflugzeuge (Lieferant: Fiat 1940) waren verbrannt und rauchten noch teilweise. Da uns keine Dienststelle irgend eine Anweisung geben konnte, handelten wir selbstständig und verteilten unsere friedlich in Kisten verpackten Stuka-Anhänger sinngemäß auf die beiden Feldflughäfen St. Tronds. Das Abladen ohne fremde Hilfe dauerte bis abends 20 Uhr. In der Zwischenzeit versuchte Hptm. Marquardt 5 Std. vergeblich eine Verbindung zu seiner neuen Dienststelle zu bekommen, ich schaltete mich ein und fuhr mit Pkw und Kradfahrer Apitsch auf Erkundung. Auf dem Hin- und Rückweg fiel mir das schöne Dorf Cortenbosch auf, wo ich mit der Kolonne zu übernachten beschloß. (Eier 3 Pfg, Butter 40 Pfg.)[.] In meiner kurzen Abwesenheit hatte aber hier ein Inf.-Batl. Qua[r]tier gemacht, sodaß wir diese Nacht auf unseren Lkw mit den inzwischen besorgten Klappliegen verbringen mussten.
16. 5. 40.
Um 5 Uhr wurde die Infanterie alarmiert - ich war vor Kälte aufgestanden und erwärmte mich durch einen kleinen Dauerlauf auf der Dorfstraße - als ein Kradfahrer mit dem Adjutant angebraust kam. Der Batl.-Kommandeur ließ mich durch den Hauptmann bitten, das Bataillon bei Aufstellung von Straßensperren für einen bevor stehenden feindl. Panzerangriff mit unseren schweren Lkw zu unterstützen. In kurzer Zeit war eine tadellose Straßensperre aufgerichtet wir stellten unsere Lkw zu dreien kulissenartig quer zur Straße und verstärkten diese Sperre mit allerhand landwirtschaftl. Gerät. Die Infanterie grub sich um das Dorf ein, brachte Pakgeschütze in Stellung, während meine Männer eifrig dabei behilflich waren. Es zeichneten sich hierbei besonders aus: Stabswachtm. Heinzmann, Kan. Ruelke und Kan. Hahn. Um 8 Uhr wurde die erhöhte Alarmbereitschaft aufgehoben da die durchgebrochenen französischen Panzer kurz vor St. Trond zur Strecke gebracht worden waren. Die Infanterie rückte gegen Mittag ab, für uns also die günstige Gelegenheit, uns häuslich in Cortenbosch einzurichten und gleichzeitig Quartier für die gesamte Batterie zu machen, da ja dieselbe dem Z.b.V.-Stab 16 unterstellt war. Gegen Abend erhielt ich durch Kradmelder Bescheid, mich bei dem inzwischen eingetroffenen Kolonnenchef des z.b.V.Stabes Hptm. Weber erneut zu melden. Dieser eröffnete mir, daß ich aus dem Verband des z.b.V.Stabes wieder ausscheide, weil nicht die ganze Battr. eingetroffen sei. Ich bekam Befehl, meine Doppelkolonne für den nächsten Vormittag marschfertig zu machen und mich am nächsten Abend beim Kolonnenchef 4/VI Hptm. Fraedrich in Erkelenz zu melden. Da wir noch keine Feldküche erben konnten und unsere mitgenommene Marschverpflegung verbraucht war, ließ ich mir vom Zahlmeister des Stabes M 1000.- aushändigen. Für die nächsten Tage verpflegten wir uns selbst. Uffz. Wurzel, der sich als hervorragender Verpflegungs-Uffz. erwies, sorgte für die nächsten 10 Tage ausgezeichnet für unser leibliches Wohl nach dem uns zustehenden Verpflegungssatz und bei d e n wirklich niedrigen Preisen... Wir übernachteten jetzt einmal schön in Cortenbosch und rollten am
17. 5. 40
wohlgemut wieder den alten Weg über die Grenze und begrüßten unsere neuen holländischen Freunde auf der Durchfahrt in Sittard. Ankunft in Erkelenz 22 Uhr. Ltn. Beck als Vertreter des Kolonnenchefs übergab mir im Landratsamt den neuen Marschbefehl. NSKK und NSV hatten für Qua[r]tier und Kaffee gesorgt.
18.5.40
Abmarsch 8 Uhr nach Sourbrodt (Belgien) zum Truppenübungsplatz Elsenborn, um von da die E.-Hafen-Kommandantur 19/VI im Luftgau - Stab z. b. V. 14 nach Marche (Belg.) zu fahren. Da ich von meinen 30 Lkw noch vier unbeladen hatte, bat mich ein Leutnant einer andern E.-Hafen-Kommandantur 13/VI diese 4 Wagen für den Transport von Man[n]schaften zu überlassen, und zwar zum gleichen Marschziel Marche. Ich befahl Uffz. Remagen, sich in Marche wieder bei meiner Kolonne einzufinden. Leider habe ich diese 4 Lkw erst nach 2 Monaten wieder in Brüssel getroffen. In dem Durcheinander des schnellen Vormarsches hat Uffz. Remagen bei uns den Anschluß verpaßt. Abmarsch von Elsenborn um 16 Uhr. Die an sich schon geringe feindliche Fliegertätigkeit bei Tage hat jetzt fast ganz aufgehört, unsere wunderbare Luftwaffe beherrscht den Luftraum im Aufmarschgebiet[.] Bei Dunkelheit kamen noch vereinzelte feindl. Flieger, warfen Leuchtbomben und streuten zuweilen die Hauptanmarschstraßen mit MG oder sonstigen unangenehmen Feuerwerkskörpern ab. Es wurde daher von oben befohlen nach Möglichkeit nur noch bei Tag zu marschieren und abends gut getarnt auf Wiesen oder Nebenstraßen zu parken und dort auch zu übernachten. In Marche lag für die E-Hafen-Kommandantur 19/VI (Hptm. Dr. Kropp) schon ein neuer Marschbefehl vor. Nach dem anstrengendem Tagesprogramm kampierten wir daher auf einer Wiese bei Marche und fuhren am
19. 5. 40
bei Tagesgrauen nach unserm neuen Marschziel die Ferme (größeres Bauerngut) "Les sept anes" 8 Km südöstl. von Beaumont. Auf dieser Fahrt über Dinant - Philippville, die deutsche Einbruchsstelle in die feindliche Front, wurde uns das Grauen des modernen Blitzkrieges klar zum Ausdruck gebracht. Unsere Stukas hatten tadellos sauber gearbeitet. Rechts und links von der Straße - aber nur meterweise vom Straßenrand entfernt - lagen die Bombeneinschläge und hatten Mensch, Tier und Maschine von der Straße gefegt. Wie mir später die Stuka-Flieger erzählten, bekamen sie von ihrem Chef eine schwere Zigarre, wenn sie aus Versehen mal die Straßen selbst trafen, da diese sofort für den Vormarsch unserer Panzer und schnellen Truppen gebraucht wurden. Unzählige Fahrzeuge aller Art[,] Leichen gefallener französischer, belgischer Soldaten, zerschossene Tanks, Geschütze, Waffen und Ausrüstungsstücke lagen am Wegesrand. - Um 12 Uhr kamen wir in "Les sept anes" an, richteten uns auf einer Wiese häuslich ein, nachdem wir unser Fluggerät auf dem Feldflughafen abgeladen hatten. Die Kfz wurden getankt, geschmiert und vor allen Dingen kam jetzt die große Wäsche der Männer, da diese schmutzig und staubbedeckt 2 Tage keine Gelegenheit dazu hatten. Beim Nachrichtenzug hörten wir unsere ersten Radiomeldungen und waren hocherfreut über die großen Erfolge der Deutschen Wehrmacht. Französischer Rotwein half uns noch mehr freuen[.]
20. 5. 40.
Da außer den bereits anwesenden Jägern noch eine Stuka-Gruppe (27 Flugzeuge) auf dem Platz "Les sept anes" einfiel, mußten unbedingt noch Bomben und Benzin herangeschafft werden. Ich erhielt den Auftrag, mit sämtlichen unbeladenen Fahrzeugen aus dem in der Nähe von Philippville gelegenen Waldlager Benzin zu holen. Das Lager war das bisher weit vorgeschobenste und hatte infolge des schnellen Vormarsches kaum noch Vorräte. Nur auf meinen Hinweis, daß wegen des bevorstehenden Angriffs einer französischen Panzerdivision der Betriebstoff für unsere Stukas unbedingt nötig sei, wurde ich mit dem größten Teil des vorhandenen kleinen Lagervorrats bevorzugt abgefertigt. Der Rückmarsch einer 30 Km langen Strecke dauerte über 6 Std. Panzer, Kradschützen, SS-Truppen rollten unaufhörlich die einzige Vormarschstraße entlang. Feldgendarmen hielten auf höheren Befehl nur die Straße frei, andere Formationen mußten warten und wurden nur mal bei entstehenden Lücken eingeschoben. Wegen der Dringlichkeit meines Auftrages versuchte ich auf Neben- und Waldwegen in der Nacht schneller zum Feldflughafen zurück zu kommen. Ich machte mit Uffz. Riechert als Scharfschütze und meinem Meisterfahrer Minner um Mitternacht eine aufregende, durch ernste und heitere Zwischenfälle gewürzte einstündige Erkundungsfahrt mit dem Ergebnis, daß wir nur auf der Hauptstraße unser Ziel erreichen würden. Bei unserer Rückkehr von der Fahrt in’s Schwarze meldete man mir, der Verkehrsposten auf der Hauptstraße sei durch einen feindl. Inf.-Feuer-Überfall aus dem nahen Wald erschoßen worden.
21. 5. 40
Trotz Pannen, Staub und gegenseitiges Anbrüllen der Kolonnenführer kamen wir bei Morgengrauen so rechtzeitig an, daß die Stukas früh genug ihre vernichtende Arbeit wieder beginnen konnten. Inzwischen hatte der Kolonnenrest und die Kommandantur einen kleinen Stellungswechsel nach einem benachbarten Gehöft vorgenommen, um Platz für das fliegende Personal zu schaffen. Morgens bis nachmittags Einrichten der neuen Quartiere, Melken der herrenlosen Kühe und Eiersuchen. - Uffz. Richter mit Kradfahrer Metzner waren am Vormittag auf Meldefahrt und Reifensuch. Unterwegs, auf einem Waldweg nahmen die beiden einen erkundenen Marockaner in vollem Kriegsschmuck gefangen. Sie bringen ihn als ersten Gefangenen zur Kommandantur auf dem Beiwagen ihres Krades mit. Großes Hallo bei unserer Kolonne! - Kaum ist man eingerichtet, dann geht es schon wieder los. Gegen 19 Uhr kommt ein neuer Marschbefehl. Kriegsrat der Kommandantur! Wir müssen durch die schmale Einbruchsstelle der Panzer, dürfen aber - ohne Licht - nur die eine Vormarschstraße Beaumont, Avesnes, Le Cateau, Cambrai zum Flugplatz Avoingt b. Cambrai fahren. Augen auf und Ohren gespitzt, für alle große Nervenanstrengung, diese richtige romantische Nachtkriegsfahrt über im Bau begriffenen Notbrücken, notdürftig beseitigte Straßensperren und Sprengungen. Mein Spitzenkradfahrer Apitsch fährt in der Dunkelheit ausgezeichnet, wenn er auch selbst in einen Bomben- oder Sprengtrichter rutscht, so macht er mich und damit meine mit dem wertvollen Gerät beladene Kolonne frühzeitig auf die Gefahren aufmerksam.
22. 5. 40
Nach 12 stündiger Fahrt hatten wir mit Mühe und Not 120 km zurückgelegt, als wir um 7 Uhr auf dem Flugplatz Cambrai-Avoingt anrollten. Vor Cambrai hatten heftige Rückzugkämpfe getobt[.] Wir sahen grausige Kriegsbilder zerstörter Ortschaften, zerschossener verbrannter Wagen aller Art, worin noch teilweise die französ. und belg. Mannschaften als verkohlte Leichen saßen. Meine Männer hatten hier gute Gelegenheit sich von der Unzulänglichkeit des menschlichen Lebens eingehend zu überzeugen. Ich selbst kam zwar nicht in den Genuß der Leichendüfte, da ich seit 2 Jahren meinen Geruchsinn verloren habe. Aber auch dieser Zustand kann auch seine angenehmen Seiten haben, wie mein Leibschofför Minner, etwas bleich geworden, behauptete. - Das Bodenpersonal richtet sofort bei Ankunft den Flugplatz ein und entladet dazu das notwendige Gerät, Quartieren werden in dem fast menschenleeren Dorf bezogen. Wir nahmen nach der gegenwärtigen Kriegslage an, daß unser Bleiben auf dem ziemlich zentral nach allen Fronten gelegenen Flugplatz von längerer Dauer sein wird. Die Kampffronten sind teilweise nur ein paar km entfernt. An diesem Morgen sahen wir schöne Luftkämpfe, bei denen einige Franzosen abgeschossen wurden. Nach Norden zu bei Lille, Lens u.s.w., wo die besten Truppen Frankreichs und Englands eingeschlossen waren, wüteten unaufhörlich unsere Stukas, wie wir von unserm "Gefechtsstand" tadellos beobachten konnten. Um 14 Uhr wird meiner Kolonne durch Kradmelder höchste Alarmstufe bekanntgegeben und ich selbst werde sofort zum Kommandeur befohlen. Die Franzosen versuchen mit ihrer Reserve von 80 schweren Panzern die deutsche Einbruchsstelle abzuschneiden. Schweres Art.-Feuer liegt auf Cambrai und Umgebung. Vor und hinter unserm Dorf fährt Pak und Artillerie auf, sodaß unser stilles Avoingt bald einem aufgewühltem Ameisenhaufen gleicht. Auf Befehl der Kommandantur muß ich mit allen Fahrzeugen und Geräten eine schußsichere Stellung nach Südwesten beziehen. Ich fahre mit Uffz. Thate und Kradfahrer Apitsch sofort auf Erkundung und zwar auf Nebenwegen, da die andern Straßen von rückflutenden Kolonnen und Formationen verstopft sind. Nach unserer Rückkehr ist die Lage noch etwas kritischer geworden. Mit Stabswachtmeister Heinzmann, Uffz. Thate und Wurzel spiele ich erst mal etwas Verkehrspolizei und versuchen mit Erfolg das Durcheinander in Avoingt zu bereinigen. Mit gutem Zusprechen und auch Vorhalten des Revolvers löst sich allmählich die aufgeregte Dorfverstopfung, sodaß wir gegen 20 Uhr ordnungsgemäß und ohne besondere Vorkommnisse unsere Rückverlegung nach Selbigny ausführen konnten. Leider was das erkundete Gehöft mit großem muldenförmigen Parkplatz von belgischen und französischen Flüchtlingen stark belegt, aber man kann sich behelfen, denn Raum ist in der kleinsten Hütte. Nach 60 Stunden Fahrt und Aufregung mit höchstens 2-3 stündiger Ruhepause schlafen wir ungewiegt. Die französischen und belgischen Flüchtlinge, die durch den deutschen Durchbruch völlig überrascht und verstört sind, haben noch eine fürchterliche Angst vor uns. Wir sind die ersten deutschen Soldaten, die ihnen begegnen, und deshalb schließen sie sich in den von mir zugeteilten Stuben ab. Am folgenden Morgen ist das Verhältnis mit uns schon bedeutend zutraulicher geworden. Sie haben sich überzeugt, daß wir keine Barbaren sind, wie man ihnen mit der französischen Propaganda immer wieder erzählte.
23. 5. 40
Wir sind schon früh aus den Federn, weil wir Befehle der Kommandantur erwarten. In der Warte zeit räumen wir eine auf der Straße Selbigny - Valincour aufgefahrene aber von unsern Panzer überraschte und zerschossene französische Feld-Art.-Batterie weg. Wir fangen dazu die umherlaufenden noch geschirrten Pferde ein und benutzen diese zum Abtransport der Geschütze und Protzen in das Gelände. Die Gefallenen waren am Vortage von den Gefangenen in einem großen Massengrab beigesetzt. - Zur Wehrbetreuung meiner Kraftfahrer fange ich mir einen schönen gesattelten Fuchs und hole mir damit noch 2 andere Reitpferde auf unsern großen Parkplat[z.] Jetzt beginnt eine fröhliche Reitstunde mit einigen meiner Kraftfahrer-Sonntagsreiter, bis um 10 Uhr der Marschbefehl wieder zum Flugplatz eintrifft. Die Durchsbruchversuche der französ. Panzerdivision sind unter schwersten Verlusten des Gegners gescheitert. Wir treffen um 11 Uhr wieder in Cambrai-Avoingt ein und setzen unsere am Vortage begonnene Arbeit fort. Einrichten von Parkplätzen und Quartieren für eine Daue[r] von wenigstens 8-10 Tage, da das Einschnüren und aufrollen der eingeschloßenen allierten Truppen bestimmt so lange dauern wird. Unser Flugplatz ist sehr groß (Friedenfliegerhorst) und kann allerhand Flugzeuge lassen. Ein Geschwader (81) Stukas, 2 Gruppen Zerstörer und 2 Gruppen Jäger haben sich auf unserm Flugplatz ein Stelldichein gegeben; es ist dort von frühmorgens bis spätabends ein Mordsbetrieb. Abends lustige Freizeitsgestaltung der gesamten Kolonne unter freundlicher Mitwirkung der Flak und Artillerie mit ihrem grandiosen Feuerwerk und ... dazu "empfangene" französische Wein-Batterien. Ich stelle im Laufe des letzten Tag überhaupt fest, daß meine Leipziger Männer mit dem westdeutschen Ersatz ausgezeichnete Kameraden zu werden scheinen. Mein Pkw-Fahrer Minner aus dem sspitzen [sic] Hannover und ich haben gegenseitig an der Fahrweise des andern immer etwas auszusetzen, man lernt ja nie aus. Auf mein Spitzenkradfahrer und Steuerdirektor Apitsch kann ich mich verlassen, er ist mein Spürhund im Finden richtiger und falscher Wege, daneben schreibt er Schreibmaschine und Romane. Da ich durch besondere Umstände als selbständig gewordener Kolonnenführer allmählich an die Einrichtung einer Schreibstube, Küche, Werkstatt und sonstige Gepflogenheiten der deutschen Luftwaffe denken muß, so ernenne ich den Apitsch zum Schreibstubenvorstand, Stabswachtmeister Heinzmann zum Spieß (Kolonnenmutter), Uffz. Wurzel zum Verplegungsminister und KdF-Wart. Stawa Heinzmann hat zwar kein dickes Buch am Busen, dafür hat er alles im Köpfchen und im rechten Zeigefinger. Westdeutschland und Sachsens Metropole ist eine gute Mischung. Wie unser Lautsprecher und Ansager Mortsiefer schon bei Gelegenheit festlich betonte, sollen sich die hellsten Köpfe aus dem Wupper- und Pleißtal im Westen getroffen haben, um Britaniens Löwen und den gallischen Hahn tötlich zu treffen. Vorläufig waren es aber erst die belgischen und später die französischen Hühner, die unfreiwillig gefangen genommen wurden und leider dabei den Heldentod starben.
24. 5. 40
Meine Kolonne scheint sich für Sonderaufträge sehr zu eignen! Gegen 10 Uhr kommt von der Kommandantur folgender Zettel:
An lI Schl. LF 2 "Am 24. u. 25. 5. 40 überführt Ob.d.L. während des ganzen Tages KWF Betrieb[s]stoff B für OKH von Dortmund nach Cambrai. Lfl.Kdo 3. 6. Qu. - 1. Zusatz: Weiter an Kdtr Cambrai zwecks Einrichtung eines Kfz.-Betrieb[s]stofflagers und Ausgabestelle an der Straße nach Cambrai. Weiß, Hptm 2. Zusatz: Herrn Ltn. Beutler zur sofortigen weiteren Veranlaßung! Dr. Kropp, Hptm."
In unserm kleinen Kolonnenkriegsrat meinten schon ein paar ganz Schlaue, wir mußten mit unserer Kolonne nach Dortmund und machten daher schon die wundervollsten Reisepläne. Nach meiner Rückfrage über Zweck und nähere Angaben, erfahre ich, daß die so schnellvorgestoßenen Panzer-Divisionen im Raum von Arras-Abbeville keinen Sprit mehr haben und dieser mit Transport Ju's nach dem Flugplatz Cambrai gebracht wird. Alles andere wird mir zur schnellsten Erledigung überlassen. Ich fahre sofort auf Erkundung und finde bei Schloß Crevecoeur einen guten getannten Lagerplatz, stelle alle Wagen auf dem Flugplatz einsatzbereit und jeder Uffz. oder Mann muß selbständig arbeiten. Mein Malermeister Vogel schreibt schöne Richtungsschilder für die Zufahrtstraßen der Panzerkolonnen. Gegen 12 Uhr kommen in endloser Folge Ju's 52 ganz niedrig angeflogen und bringen Spezialbetriebstoff, Diesel- und Maschinen-öl. Meine Wagen rollen an die Ju's ran, fahren Benzin zum Lager oder Panzereinheiten, bringen auf dem Rückweg von Verbandsplätzen und Feldlazaretten verwundete deutsche Soldaten mit, welche auf dem Rückflug mit nach Deutschland genommen werden. Es ist ein fieberhaftes Arbeiten bis spät in die Nacht.
25. 5. 40
Weiteres Einrichten des Betriebstofflagers, Benzin- und Verwundetentransporte von 7-22 Uhr, Mein neuer Laden ist tadellos organisiert und läuft ausgezeichnet. Da die Horst- und Flieger-Kompanien infolge des überaus großen Betriebes auf dem Flugplatz die bisherigen Arbeitskräfte nicht abstellen können, hat Uffz Thate von der Ortskommandantur Cambrai 30 versprengte Soldaten herangeholt und zu unserer Arbeit eingesetzt. - Verpflegung ist immer gut und reichlich, täglich Zusatzkost (Schokolade, engl. Zigaretten, bohnenkaffee). Stawa Heinzmann hat in Cambrai durch Zufall ein großes unberührtes Rauchwarenlager ausgemacht mit ca 4 Millionen Zigarren, Zigaretten und Tabak. Leider sind es französische "Pour Les Troupes", die wir nur in der Not rauchen und von unserm sichergestellten großen Vorrat großzügig, wie wir nun mal sind, an andere Formationen verteilen und je nach Gelegenheit gegen andere Eß- und Trinkwaren austauschen. Cambrai brennt noch teilweise und zuweilen knallt es dort noch. -
26. 5. 40
Die gleiche Arbeit wie am Vortage. Der Hauptschwung der Transport-Ju's ist jetzt abgefertigt. - Ich hatte die für die Männer vielleich[t] unangenehme Angewohnheit, möglichst dicht bei ihnen zu wohnen und so ihre Sorgen direkt oder indirekt wahrzunehmen. So hörte ich in diesen Tagen kurz vor dem Antreten, daß nur die Chargen einkaufen könnten, dagegen die fleißigen Fahrer immer die Dummen seien. Wenn diese Meinung auch etwas übertrieben war, so mußte ich einschreiten und nachdrücklichst erklären, daß in meiner nur gemeinsam eingekauft würde und zwar nur die vom Ob.d.L. freigegebenen Artikel welche dann immer an den Ruhetagen genau in 51 Kolonnenteile an alle Männer ausgegeben wurden. Mit einem Schlage war Ruhe und Frieden in der Kolonne, jeder hatte jetzt nur noch die Sorge um das eigene Päckchen. -
27. 5. 40
Meine Rückfragen nach abhanden gekommenen Lkw mit Uffz Remagen sind bis heute ohne jeden Erfolg geblieben. Eine Gelegenheit, mich persönlich beim Stab z.b.v. 14 zu erkundigen, bot sich, da ein abgeschossener französischer Fliegerleutnant zum Stab gebracht werden mußte[.] Ich fuhr diesen in Begleitung von Stawa Heinzmann zum General Sommé. Dabei traf meinen Iserlohner Fliegerkameraden Oblt. Lücke, Adjut. beim Kolonnenchef Hptm. Schewe [sic]. Von Oblt. Lücke höre ich, daß mein Freund und Fliegerkameraden Hptm. Lueg auch in der Nähe sei; da ist ja der halbe Iserlohner Fliegerstammtisch zusammen. - Sämtliche Lkw der Kolonne sind zum Arbeitsdienst auf dem Rollfeld eingesetzt. Bomben, Benzinkanister u.s.w. wurden von 8-22 Uhr gefahren.
28. 5. 40
Ich erhalte durch die Kommandantur Befehl, sämtliche Mobbestände an Kfz-Betriebsstoff aufzufüllen. Die Aufgabe war um so schwieriger, da die alten Läger leergetankt und neue kaum eingerichtet waren. Mit Unterstützung von Oblt. Lücke bekomme ich nach einigen vergeblichen Fahrten nach Marbaix und Le Nouvion 4000 Liter Betriebsstoff in Avesnes. Rückkehr nachts 2 Uhr. Der Rest der Fahrzeuge Arbeitsdienst auf dem Rollfeld und Wirtschaftsfahrten für die Kommandantur.
29. 5. 40
4 Uhr Wecken! Führer-Besuch ist angekündigt, der aber nicht stattfindet. Großes Aufräumen in den Unterkünften und auf dem Rollfelde. General-Oberst Milch erscheint dafür mit einem Fieseler Storch. Als eine Staffel (9) Stukas zum Frontflug startet, sackt ein Flugzeug davon durch und fängt an zu brennen. Die Besatzung kann sich unverletzt retten. Nach 5 Minuten explodiert die 250 Kilo Bombe und zerreißt das Flugzeug in Atome. Wir laufen sofort zur Unfallstelle. Opfer sind nicht zu beklagen, weil alle in der Nähe befindlichen Männer frühzeitig die Splittergräben aufsuchen konnten. Generaloberst Milch besichtigte gleichzeitig mit uns die Unfallstelle und beglückwünschte die beiden Flieger. - Abends großer Kameradschaftsabend in der Unterkunft der Kolonne unter Mitwerkung der Wehrbetreuung Gefr. Mortsiefer und des Hausmusik Kan. Heide. - Auf meinen Vorschlag wird ein neuer Verladeplan der gesamten Kommandantur durchgeführt. Bei einer Fahrt zum Rollfeld fand Uffz Thate und ich an der Kreuzung Niergny-Awoingt [sic] zwei schwer verletzte Kradfahrer, die gegen einen Pkw geknallt waren. Wir leisteten erste Hilfe und brachten sie nach Cambrai in das Lazarett.
30. 5. 40
Da der Benzinvorrat nicht reicht, um den Mobbestand aufzufüllen, fahre ich zur Erkundung nach Lenz zu einem gerade beschlagnahmten englischen Beutelager. Da ich meine immer noch nicht riechende Nase überall hineinstecken muß, hörte ich von dem Vorhandensein dieses Spritlagers hintenherum bei einer Besprechung von im Stab von General Sommé. Zu meiner großen Freude fand ich nach längeren Suchen das Beutelager mit ca. 300.000 Liter. Anschließend traf ich in dem Muni-Lager Tillois-Arras den Iserlohner Jugendfreund und Fliegerkameraden Hptm. Lueg, ein Original der Fliegertruppe, von dem man einen ganzen Roman schreiben könnte. Die Begrüßung war sehr feucht und herzlich. - Die Kolonne hat für sämtliche unbeladenen Lkw Arbeitsdienst auf dem Rollfeld von 6-22 Uhr[.] Am Spätnachmittag erscheint der Adjutant der Trsp.-Abtl. A (mot) 6, Oblt. Hiedemann und teilt mir meine Beförderung zum Oblt. ab 1.4.40 mit. Ich empfange diese freudige Botschaft halbnackt, da meine einzige, leider geplatzte berühmt gewordene Lederhose gerade repariert wird.
31. 5. 40
Frühmorgens Abfahrt einer Kolonne zum Beutelager nach Lens. Es wurden ca. 20.000 Liter feinsten Benzins in fertig verpackten Kanistern gefaßt und zum Fliegerhorst transportiert[.] Als wir von unserer Spritbeutefahrt zurückkehrten, kam auch Uffz. Thate, mein bester Organisator (im Hauptberuf Pelzhändler), von der befohlenen Eßwaren-u. Getränke-Beutefahrt nach Arras zurück. Liebe geht durch den Magen und dieses Mal hatten wir auch für den armen Abteilungsstab mitgesorgt. Die Männer von der Abt. sind ja immer so zurückhaltend und bescheiden. An diesem Abend sah man nur fröhliche und zufriedene Gesichter, genau wie auf Weihnachten, wobei man sich unsern Uffz. Wurzel als Nikolaus vostellen konnte.
1. 6. 40
Arbeitsdienst auf dem Rollfeld von 6-22 Uhr. Vormittags besucht uns der Abt.-Kommandeur Major Saupe. Nach anschließender Besichtigung mit bescheidenem Kolonnen-Frühstück, fuhren wir gemeinsam nach Arras zum neu eröffneten Beutelager der Luftwaffe, wo wir als bescheidene Kolonnenbrüder wieder etwas für Magen u. Herz aber gegen Quittung empfingen.
2. 6. 40
Der alltägliche Arbeitsdienst auf dem Rollfeld wird um 10 Uhr durch die Ankündigung des Besuchs unseres geliebten Führers Adolf Hitler unterbrochen. - Großes Aufräumen und Reinemachen, unsere schon etwas gelittenen Parade-Uniformen rochen hinterher bildschön nach unserm kostbaren Betriebsstoff. Überall Aufregung! Um 14 Uhr erscheint die Wagenkolonne des Führers unter großer Begeisterung meiner Leipziger und Wuppertaler Männer. Mehrere Generale machen dem Führer Meldung und besprechen an Hand einer auf Benzinfäßern aufgestellten Generalstabskarte die militärische Lage und den neuen Angriffsplan nach Süden. Ich hatte vom Fliegerhorstkommandeur den ehrenvollen Befehl bekommen, die Generalstabskarte während der Besprechung zu halten und so die Gelegenheit, den Führer für eine halbe Stunde aus nächster Nähe zu sehen und sprechen zu hören. Anschließend durften wir alle an der Führerküche einen Teller voll einfacher, aber sehr schmackhafter Gemüsesuppe in Gemeinschaft mit unserm Führer einnehmen - ein einmaliges Erlebnis für mich und meine Männer. -
Die Abteilung teilt mir nachmittags bei meiner Meldung mit, daß meine Kolonne sofort von meiner jetzigen Kommandostelle zurückgezogen werden soll. Ich erkunde im Umkreis von Le Cateau ein für uns passendes Ruhequa[r]tier in Solmesnes, wozu mir die Abt. im Falle der Rückkommandierung die Genehmigung erteilt.
Die Abteilung teilt mir nachmittags bei meiner Meldung mit, daß meine Kolonne sofort von meiner jetzigen Kommandostelle zurückgezogen werden soll. Ich erkunde im Umkreis von Le Cateau ein für uns passendes Ruhequa[r]tier in Solmesnes, wozu mir die Abt. im Falle der Rückkommandierung die Genehmigung erteilt.
3. 6. 40
Die angekündigte Ablösung für unsere Kolonne ist noch nicht eingetroffen. Für den Fliegerhorst 19/VI liegt aber ein Marschbefehl nach Resmaisnil b. Amiens vor. Uffz. Thate verläßt mit einem Vorkommando Awoingt. Der Tag wird mit Marschvorbereitungen angefüllt.
4. 6. 40
Wecken 5 Uhr, Verladebeginn 6 Uhr. Der ursprünglich auf 14 Uhr angesetzte Abmarsch ist plötzlich auf 9.30 Uhr festgesetzt worden, was natürlich viele Aufregungen mit noch mehr Anschnauzereien im Gefolge hatte. Unter schwersten Bedingungen, völlig verstopfte Straßen u. drückende Hitze, wobei ich wiederholt als Verkehrspolizei mit Revolver & gütlichem Zureden auftreten mußte, erreichten wir gegen 16 Uhr den Bestimmungsort Resmaisnil. Unsere uns ablösende Formation ist bereits angemeldet, also ist das entladen unsere letzte Tätigkeit und ein kurzer herzlicher Abschied beschließt unser Kommando bei der Fliegerhorstkommandantur 19/VI. Rückkehr nach Awoingt um 1 Uhr, wo das Vorkommando schon gegen 14 Uhr eingetroffen war. Diese Nacht träumen wir von unserm wirklich verdienten Ruhequartier.
5. 6. 40
Nachdem ich in den frühen Morgenstunde nochmals erkundet hatte, ob das Quartier in Solesmes frei ist, ziehen wir am Nachmittag mit der Kolonne zum ertsen schönen Quartier in einer wenig zerstörten Stadt. Wir richten uns ganz häuslich ein und hoffen, daß man uns einige Tage in Ruhe läßt, damit wir unsere Fahrzeuge und den eigenen Kram mal wieder in Ordnung bringen können. Der Schein trügt, denn am
6. 6. 40 & 7. 6. 40
erhalten wir von unserer Abteilung den Befehl, Treibstoff und Munition vom WL-Lager Clageon nach Grenas zu bringen. Prompte Erledigung dieses Auftrages durch 2 Kolonnen mit zusammen 25 Lkw. Rückkehr am 7.6.40 um 18 u. 20 Uhr. Bei der Marschzielerkundung wurde ich dem General Sommé vom Luftgaustab z. b. V. 14 vorgestellt, der sich aus Anlaß des Ausscheidens meiner Doppelkolonne aus dem Luftgaustab mündlich u. schriftlich über unsere Einsatzleistungen sehr lobend aussprach.
8. 6. & 9. 6. 40
Ruhe ist für uns nur ein scheinbarer Begriff. Wir müssen jetzt das Restlager Clageon weiter nach vorn verlegen. Uffz. Thate mit einer grösseren Kolonne erledigt diesen Auftrag in zwei Tagen und bringt 842 Kisten 2 cm Munition nach Very au monts. (550 gefahrene km) - Stabswachtmeister Heinzmann hat Geburtstag! Die Zuneigung der Kolonne drückt sich durch allerlei sinnvolle Geschenke aus. ---
10. 6. 40
Das Quartier in Solesmes könnte eine wahre Sommerfrische sein, wenn unsere vorgesetzte Dienstelle sich nicht immer reinmischte. Jetzt sollen wir Beutefahrzeuge besorgen. Ich schicke den gewitzten Kölner Uffz. Pick mit einem Kommando zum Kfz-Ausverkauf nach Dünkirchen, wo er aber wenig erreicht. Die Beute-Kfz sind entweder schon beschlagnahmt oder von den Tommies unbrauchbar gemacht worden. Ich selbst fahre mit Oblt. Hiedemann hinterher, werde aber beim Kolonnenchef VI/6 Hptm. Demnich festgehalten. Ich sah unterwegs verschiedene Mißstände in Bezug auf Tanken und verpflegung der neu von Deutschland eingetroffenen Kolonnen und machte bei der Begrüßung entsprechende Vorschläge. Hptm. Demnich und Oblt. Hiedemann gingen sofort begeistert darauf ein und schon hatte ich meinen neuen Sonderauftrag als Kolonnenschmierer in der Tasche. Ich sollte aus dem Nichts Tank- und Verpflegungsstellen hervorzaubern. Es klappte, aber ohne L.D.V u. H.D.V. Teilweise kam ich mir vor wie der Hauptmann von Köpenick im Verkehr mit hohen und höchsten Dienstellen. In Croix, zwischen Lille und Roubaix wurde gerade ein beschlagnahmtes großes Betriebstofflager zum Tanken wiederhergestellt. Ich sicherte mir mit allen Mitteln für die nächsten Tage größere Mengen Betriebsstoffs, denn meine einzurichtende Tankstelle auf unserer Kolonnenstraße war inzwischen eine geradezu kriegswichtige Notwendigkeit geworden.
11. 6. 40
In unmittelbarer Nähe des Kolonnen-Chefs in Douai entsteht über Nacht ein groß aufgezogenes Tanklager und eine reichlich ausgesuchte Marschverpflegungsstelle, letztere unter der bewährten Leitung Uffz. Wurzel. Uffz. Thate und St[ ]nz fahren Tag und Nacht abwechselnd zum Betriebsstofflager nach Croix. Sämtliche anderen Unteroffiziere und Männer betätigten sich ausgezeichnet als Tankwarte, Buchhalter, Kontrollbeamte und Kolonnenspione. Letztere mußte ich ich einführen, weil die lieben Kolonnenführer meistens den Hals nicht voll genug bekommen konnten. Sie merkten aber bald, daß für diese kleinen Gaunereien bei uns keine Möglichkeit war. Es war notwendig, unsere Vorräte in den ersten Tagen einzuteilen, da alle Kolonnen fahrbereit gemacht werden mußten. Am Abend des ersten Tages nach Erröffnung der neuen Firma hatten wir schon ca. 60.000 Liter Betriebs[s]toff und 2000 Marschportionen verteilt.
12. 6. 40
Nachdem unser Quartier in Douai gut eingerichtet ist, läuft unser Betrieb Tag und Nacht, dabei haben wir auch noch Zeit und Laune für manche fröhliche Feierstunde. Stawa Heinzmann und Uffz. Pick lernen eifrig die französische Sprache, man hat ja täglich mehr Gelegenheit dazu, da die französiche Bevölkerung schon teilweise zurückkommt von ihrer verrückten Flucht vor den "deutschen Barbaren".
13. 6. 40
In enger Zusammenarbeit mit dem Kolonnen-Chef ist die Inanspruchnahme meines Tankbetriebes gleichbleibend stark. Nachmittags besucht uns der Abteilungskommandeur Major Saupe, der mir nach gut ausgefallener Besichtigung den Befehl gibt, ein gleiches Tanklager in Pont de Metz bei Amiens einzurichten.
14. 6. 40
Übergabe der Tankbetriebe an die z. Zt. arbeitslose Flak-Transport-Abt. A (mot) 4, Hptm. Danehl. Mittags Abmarsch unserer Tank-Spezialisten-Kolonnen nach Pont de Metz, nachdem ich vormittags den ganzen verfügbaren Lastraum der Kfz mit Betriebsstoff in Croix beladen ließ.
15. 6. 40
Die auch nicht über zu viel Arbeit klagende Transport-Abteilung A (mot) 6 übernimmt das mit unserm Betriebsstoff versehene Tanklager in Pont de Metz. Ich habe mit meiner Kolonne nur dafür zu sorgen, daß immer das nötige Tankmaterial vorhanden ist. Das ist einfacher gesagt als getan. Der Weg nach Croix ist mir zu weit geworden und außerdem ist dieses Lager auch bald erschöpft. Vorläufig richten wir uns mal schön in dem Schloß als Standquartier ein und überholen unsere Wagen, was eigentlich schon lange fällig war.
16. 6. 40
Bei näheren Erkundungsausflügen haben wir in Verbindung mit der Abteilung ein großes Öllager gefunden, wofür meine Kolonne in den nächsten Tagen die Wache zu stellen hatten, eine wenig angenehme Aufgabe für meine Männer, da sich noch dauernd versprengte Truppen in den umliegenden Wäldern herumtreiben und das Lager ziemlich einsam ca. 3 Km von unserm Quartier liegt. Vormittags Kfz.-Dienst, nachmittags Ruhe und Freizeit. Das Tanklager der Abteilung wird infolge des äußerst raschen Vormarsches nicht im erwarteten Maße benutzt, da die Kolonnen gleich vorn behalten werden und auch die Eisenbahnverbindungen immer weiter bis an die Front wieder hergestellt wurden.
17. 6. 40
Gründlicher Kfz-Dienst und Wehrbetreuung: Ein Teil der Kolonne fährt gemeinsam mit dem Stab A (mot) 6 nach der Hauptstadt Frankreichs, die vor 2 Tagen von den deutschen Truppen eingenommen wurde. Paris hat uns allen gut gefallen, obwohl die Bevölkerung noch sehr scheu war und der Verkehr noch fast ruhte.
18. 6. 40
Ich habe beim Herumstrolchen in Amiens einige Tanklager beim Bahnhof und der zerschoßenen Industrie-Anlagen gefunden, hauptsächlich Diesel. Diese Tanklager werden in den nächsten Tagen mit Hilfe von Gefangenen leergetankt und abtransportiert. - Erkundungsfahrt wegen eines etwaigen Stellungswechsels nach Drieux, südlich der Seine. Hier sahen wir wieder grausige Schlachtenbilder. In einer Waldschlucht war eine französische Kolonial-Munitionskolonne durch unsere Zerstörer bis auf den letzten sch[w]arzen Soldaten niedergemacht. Durch die glühende Hitze waren die Leichen und Maultierkadaver in den 2 Tagen schon in Verwesung übergegangen und verbreiteten zum Leidwesen von Stawa Heinzmann und der andern Mitfahrer ihre innigsten Düfte. - Schade, daß wir die ausgesuchten schönen Chateau-Quartiere nicht beziehen sollten, denn nach unserer Rückkehr in Pont de Metz erfahren wir, daß unserer voreiliges Denken nicht am Platze war. Da bald die Kapitulation zu erwarten ist, sollen wir für die Luftfront gegen England eingesetzt werden und erhalten Befehle, entsprechende Betrieb[s]stoff- u. Munitionsläger aufzufüllen.
19. 6. 40
Wir haben Mangel an Fäßern für unser Dieselöl und suchen eifrig danach mit allen Pkws und Krädern. Stawa Heinzmann meinte so richtig sächsisch, daß er so’n Gerümpel nicht weit von uns bei einem Nebenweg habe liegen sehen. Wir Wir [sic] fuhren sofort zu dieser Stelle und finden zu meiner großen Überraschung ein Riesenlager feinsten Benzins in Blechkanistern sorgfältig in Kisten verpackt. Aus Freude über unsern bisher größten Fund habe ich meinen Stabswachtmeister herzlich umarmt. Das Lager enthält ca. 250.000 Liter Benzin, 100000 Liter Diesel und 80.000 Liter Motorenöl. Der ganze Abteilungsstab machte zwar ungläubige Gesichter bei meiner Meldung, konnte sich aber bei anschliessender Besichtigung trotz Minengefahr von dem Vorhandensein der gefundenen Beutemengen überzeugen.
20. 6. 40
Das ganze "Freikorps B[------]" rollt jetzt wieder auf Hochtouren. Wir holen uns jeweilig 40 - 60 franz. Gefangene aus einem illegalem Gefangenenlager in Amiens, welches ein Obergefr. Klapproth von einer Versprengten-Sammelstelle ganz groß aufgezogen hatte. Auf meine Frage nach dem Lagerkommandanten erscheint dieser blonde tatkräftige Junge. Im Verlauf unserer Unterhaltung bat er mich, das Lager von 2-3000 Gefangenen zu inspizieren, da bisher noch kein Offizier dagewesen sei. Stawa Heinzmann und ich taten ihm den Gefallen und wir beide mußten mit Bewunderung feststellen, was dieser Obergefreite mit seinen 12 versprengten Soldaten für eine Organisation aus dem Nichts geschaffen hat. In den nächsten 8 Tagen hatte ich fast täglich Gelegenheit mich um das Gefangenenlager zu kümmern und manche Unstimmigkeit unter den französischen Offizieren, Uffz. u. Mannschaften wurde von mir ausgeglichen. Die Orts- u. Feldkommandantur erfuhr von diesem Lager erstmalig als ich mit dem Ortskommandanten darüber sprach. Es lohnte sich über diesen Kommandeur des Gefangenenlagers Amiens, Tischlergeselle von Beruf, einen Roman zu schreiben. - Ich habe mir übrigens 2 Schwarze in dem Lager ausgesucht, Käppy und Mullay, Käppy zu meiner persönlichen Bedienung, Mullay, ein Mohamedaner, bekommt die Abteilung als Geschenk. Zuerst waren meine Männer sehr mißtrauisch und wollten die Schwarzen totschlagen, später wollte jeder so einen haben, denn sie waren fleißig und treu. Man tut ja, was man kann, alles für die Wehrbetreuung!
21.&22. 6. 40
Bis jetzt haben wir erst einen Beute-Pkw, den mir meine Kfz-Spezialisten Uffz. Richert und Gefr. Taschenberger in Cambrai mit einem neuen Motor versahen und der jetzt als Citreon - Donnerbüchse [sic] mitfährt. Die Batterie hatte mir von den 3 zuständigen Pkw nur 2 mitgegeben. Jetzt ist unser Etat zwar voll, aber wir könnten für unsere umfangreichen Arbeiten noch mehr gebrauchen. Also auf nach Le Havre mit Herren vom Abteilungsstab, Oblt. Hiedemann und Insp. Klink, vielleicht haben wir Glück. Ein kleines Zipfelchen davon habe ich mir geschnappt, denn kurz vor Le Havre stand ein herrenloser Pkw Simba, natürlich nicht fahrbereit. Wir schleppten ihn mit einem Lkw ab. Sonst war die Fahrt zwar interessant, aber außer Cigaretten und Konserven u.s.w. wenig erfolgreich.- Meine Kolonne hat in den nächsten Tagen von unserm Beutelager den gefundenen Sprit abzufahren. Uffz. Pick, "soldates et camarades", zeigt in den Ruhepausen den französischen Gefangenen, wie ein deutscher aktiver Korporal exerzieren kann und wie ein vorschriftsmäßiger Gewehrgriff gemacht wird, ahnungslos, daß er in der Nähe des Todes marschiert. In und bei dem Lager liegen noch Tretminen, die ich mit Hilfe des von mir eingesetzten Bürgermeisters von Pont de Metz - Ballieux auffinden kann.
23. 6. 40
Wir bekommen plötzlich hohen Besuch, Oberst Hoffmann vom Lufthafenbereich Amiens ist mit seinem Adjutanten Major Wetzgewald (auch ein Iserlohner Fliegerkamerad) in unserm Schloß vorgefahren und teilt mir mit, daß meine Kolonne für den Lufthafenbereich rollen soll, vorläufig nach freier Vereinbarung bis ein endgültiger Befehl von oben kommt. Da ich das "furchtbar schnelle" Tempo dieser Befehle kenne, so setze ich freiwillig - nach Erledigung meiner jetzigen Arbeiten - mit Genehmigung der Abteilung meine Kolonne zum Einsatz für den Lufthafen-Bereich ein. Erstens sind das nette Leute und zweitens gibt es dort wieder viele interessante Aufträge. Unsere Abteilung ganz für diese neue Aufgabe einzuspannen gelingt mir trotz aller Mühe und Beredsamkeit nicht. Die Batterien 4/41 Hptm. Kirchner und 6/41 Oblt. Freund sichern mir aber ihre Mitarbeit für meine frei auszuübende Tätigkeit für Oberst Hoffmann zu. Unser Abteilungsstab bekommt vom Luftgau Brüssel eine neue organisatorische Aufgabe, welche den Stab mit sämtlichen Offizieren für ca. 10 Tage von unserm "Kriegsschauplatz" entfernt. Der Kommandeur überträgt mir mit Hilfestellung des Inspektors Klink die Aufsicht über die Abteilung[.] Ich werde also stellvertretender Abt. - Kommandeur und lasse als erste Tätigkeit in dieser Eigenschaft alle noch vorhandenen Transportbattr [sic] sich im Raum von Amiens versammeln. Als Filialleiter vom Kol.-Chef Hptm. Scheewe, des "Bullen von Beauvais", habe ich diese Transport-Unternehmen für meine weiteren Aufgaben sehr nötig.
24. 6. 40
Mit allen Kfz. fahren wir nach Cambrai und laden Bomben, Fliegerbenzin und Sauerstoff für den Flugplatz Longeau b. Amiens bis spät in die Nacht. Erkundungsfahrt nach Albert, Bapaume, Peronne, Lihons wegen leeren Faßraums. Unterwegs zeige ich meinen mitfahrendem Kradfahrer und "Schreibstubenvorsteher" Apitsch und Pkw - Herrenfahrer Minner die Stellungen von der Sommeschlacht 1916, die ich als Zugführer einer M-G-Kompanie mitmachte. Wir suchen vergebens meinen Heldenkreidekeller bei Mireaumont. Wir besteigen das Ehrenmal der dort gefallenen 200.000 Engländer und Kanadier bei Tiepval und haben da einen großartigen Rundblick über das ehemalige Schlachtfeld. - Abends besucht uns der Batterieführer der 2/41 Oblt. Schlegel mit Uffz. Hoffmann und Wendeler im Schloß Pont de Metz. Große Begrüßungsfeier, bis wir alles im rosigsten Licht sehen, -- also doch blau.
25. 6. 40
Der Waffenstillstand mit Frankreich wurde heute im Wald von Compiegne unterschrieben, wir sind alle begeistert. Trotzdem darf die Arbeit nicht ruhen, jetzt geht es gegen England. - Der Flugplatz Rosière wird mit Benzin und Bomben vom Bahnhof Cambrai aus durch unsere Kolonne aufgefüllt. (20 Std. Dauerarbeit) Ein Kommando von 5 Lkw bringt Reichsarbeitsdienst nach Dieppe.
26. 6. 40
Alle verfügbaren Lkw holen von unserm Faßraum-Hamsterlager in Landrecie-Avesnes leere Fäßer, die in Cambrai mit Fliegerbenzin gefüllt und am
27. 6. 40
nach dem Flughafen Longeau transportiert werden. In der Zwischenzeit wird der Rest unseres großen Beutelagers weiter abgefahren und immer wieder gefundener Dieseltreibstoff aus den Trümmern Amiens geholt.
28. 6. 40
Unser Abteilungs-Tanklager hat ganz große Umsätze[.] Wir sind auch die einzigen in der ganzen Gegend, bei denen der Stoff nicht ausgeht. Meine Sorge! Daher habe ich heute alle Kräder, Pkws mit meinem dienstfreien Uffz. und Gefreiten, die strahlenförmig nach genau festgelegtem Plan alle Wälder Amiens im Umkries von 30 km nach Betriebsstoff erkunken [sic]. Der Erfolg, wenn auch bescheiden, blieb nicht aus. 16500 Liter prima Fliegerbenzin konnte ich Oberst Hoffmann melden. Dieser Sprit kommt zum Flughafen Montidier. Uffz. Thate und ich konnten nach dieser Erkundung spionageverdächtige Verhalten von Bewohnern des Sch[l]oßes Belanges dem Ia Offizier der Feldkommandantur in Amiens melden[.] Es wurden später in dieser Gegend mehrere Spionennester ausgehoben.
29. 6. 40
Jeden Tag neue große Aufträge. Meine Männer arbeiten gleichbleibend schnell und zuverläßlich ohne Ausnahme. Der Flughafen Rosière wird weiter aufgetankt mit 52000 Liter Fliegerbenzin und 3000 Liter Motorenöl.
30. 6. 40
Mit 21 Lkw verlegen wir den Stab des Flughafenbereichs nach Schloß Crésy südl. Beauvais. - Restliche Lkw bringen Fliegerbenzin von Querieux nach St. Sulpize und Rosière, letzterer Flughafen wurde restlos aufgetankt.
1. 7. 40
Mein Freund Hptm. Lueg hat inzwischen sein Munilager in dem elenden Dorf St. Maur aufgeschlagen. Sein Quartier ist dem Mistdorf entsprechend. Wir haben jetzt dieses Lager des Lufthafenbereichs aufzufüllen und tun das um so lieber, da es bei Hptm. Lueg immer erfrischend interessante Überraschungen gibt. Heute bringen wir Dieselöl von Marseille nach St. Maur und fahren den Rest des Lufthafenbereichs nach Schloß Crésy.
2. 7. 40
Die Station Marseille en Beauvaisis ist jetzt Schauplatz unserer zahlreichen Entladungen der Muni- u. Brennstoffzüge. Heute werden 90000 l Fliegerbenzin B 4 mit der Handpumpe getankt, hiervon 40000 Liter nach St. Maur und 50000 Lit. nach dem Flugplatz Longeau transportiert.
3. 7. 40
Endlich mal wieder ein Tag ohne Aufträge. - Wir denken heute an uns selbst und besonders an unsere immer treuen Fahrzeuge, deren Pflege stets unsere Hauptsorge ist. Die unermüdlichen Helfer und Kfz.-Spezialisten der Kolonne, besonders unser Taschenberger, tun ihr Äußerstes, um stets mit dem Werkzeugkasten u. den einfachsten Mitteln die Fahrzeuge wieder in Ordnung zu bringen. Meine Männer sind eben fast alle alte Kameraden der Landstraße und wissen sich in den schwierigsten Lagen immer zu helfen. Strafen brauchten bis heute nicht verhängt zu werden, obwohl wir alle keine Engel sind. In einer anständigen Familie zieht eben alles im selben Strick, kleine Übeltäter werden aus dieser Gemeinschaft heraus von selbst erzogen, vor allen Dingen durch das gute Beispiel des andern. - Auch der schönste fahrfreie Tag geht zu Ende, denn am
4. 7. 40
ist wieder "Großkampftag" für die ganze Kolonne. Ich habe vom Lufthafenbereich die Aufgabe bekommen, drei Munitionszüge von insges. 900 Tonnen Bomben aller Kaliber zu entladen und auf 7 bis 8 Flügplätze zu leiten. Mit Unterstützung der Transportbattr. 4/41 u. 6/41 sowie der Liliputkolonnen "Trommel", "Teufel" u. "Eidechse", zus. 400 Tonnen Laderaum, schaffen wir die Entladung und den Transport in 1 ¼ Tagen. Zur Entladung hatte mir der RAD alle seine Männer zur Verfügun [sic] gestellt. Ein Munizug steht im Bahnhof Longeau, die beiden andern werden auf dem 4 km weiter entfernt liegenden Bahnhof Boves entladen. Stawa Heinzmann ist Einteilungs-Chef für Boves, Uffz. Thate für Longeau. Ich selbst überwache und teile im Großen die Kolonnen ein, flitze so 10 mal zwischen Longeau und Boves hin und her, damit die eingeleitete Fließarbeit nur ja nicht abreißt. Wir schimpfen, schwitzen und freuen uns hinterher königlich, daß alles so gut klappt. Abends um 24 Uhr haben wir aber immer noch Zeit uns Whisky pur, frz. Cognac oder Liköre von dem allzeit bereiten schwarzen Boy Kappy eingießen zu lassen. Nebenbei - ist der in Generalsuniform gesteckte, mit vielen Winterhilfsabzeichen gezierte Kappy eine im Lufthafenbereich berühmte Atraktion [sic] der Kolonne geworden.
5. 7. 40
Die letzten Kolonnen rollen mit Bomben vollbepackt von Boves und Longeau nach den verschiedenen Flughäfen. Nachmittags kommt von Brüssel die Nachricht, daß die Abteilung nach Brüssel verlegt wird, die Herren des Stabes sind da geblieben. Doktor Poetsch ist allein zurückgekommen. Jetzt werden wir auch wohl bald abrollen.
6. 7. 40
Großer Kfz.-Dienst sämtlicher Fahrzeuge! (Abschmieren, Reifenwechsel usw.) Körperpflege für alle Männer. Spätabends erhält die Kolonne Marschbefehl für den 8. 7. 40 nach Brüssel zur Stammbatterie.
7. 7. 40
Vorbereitungen für den Stellungswechsel: Entladen u. Übergabe des Betriebsstofflagers. Säubern der Quartiere, Kfz.-Instandsetzung. Meine beiden Kolonnenführer melden mir stolz, und das auch mit Recht, daß trotz 2 monatigen schärfsten Einsatzes unsere alten Kfz sämtlich fahrbereit sind. Wenn Engel reisen, weint der Himmel! Wegen plötzlich eintretenden Regens findet unsere vorgesehene italienische Nacht in dem für 50 Mann etwas kleinen Eßsaal des Schloßes statt. Dieser Kameradschaftsabend ist einer von den Höhepunkten der Kolonne. Ein aus dem Stegreif verfaßtes Programm hält uns bis nach Mitternacht in harmonischer Stimmung. Oberarzt Dr. Poetsch und Insp. Klink als Gäste fühlen sich sehr wohl im Kreise der Landstraßenkameraden. Aus den Ansprachen der Kameraden aller Dienstgrade klingt es wehmütig, daß unser Freikorpsdienst wohl bald zu Ende sein wird. Der durch Kampf, Arbeit und Not zusammengeschweißte Freikorpsgeist aber lebt weiter und wird noch im Frieden reiche Früchte tragen.
8. 7. 40
Übergabe der Quartiere im bekannt besten Zustand. Abmarsch 9 Uhr. In Amiens nehmen wir von der NSV französische Flüchtlinge nach den auf dem Marschweg liegenden Gegenden mit. Abends treffen wir in Tervüren bei Brüssel. Ich melde mich mit meiner Doppelkolonne vollzählich zur Stammbatterie 2/41 zurück!
S c h l u ß w o r t.
Bei dem letzten Kameradschaftsabend in Pont de Metz wurde von meinen Männern der Wunsch geäußert, meinen regelmäßig an meine vorgesetzte Dienststelle gerichteten Tätigkeitsbericht zu vervielfältigen und allen Kameraden der Doppelkolonne als Andenken zukommen zu lassen. Ich habe dies in meiner Freizeit und meinem jetzigen Krankheitsurlaub um so lieber und etwas ausführlicher getan, da ich erstens nur Gutes und zweitens mal allen Außenstehenden von der Arbeit und den Strapazen des fast nie genannten kleinen Fahrers berichten konnte. Dieser kleine Ausschnitt aus dem Leben einer Kolonne ist ein Denkmal der immer pflichtbewußten und einsatzfreudigen Fahrer, wie sie in hunderten von Kolonnen bei allen Wehrmachtsteilen zu finden sind. -
Otto B[------] Hauptmann
Traba 1/62
Iserlohn i. W. Galmeistr. 23 Oktober 1941.
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Das Lied der Transport-Batterie 1/62
Melodie u. teilw. Text: "Panzerlied"
Ob’s stürmt oder schneit, ob die Sonne uns lacht,
Der Tag glühend heiß oder eiskalt die Nacht, -
:/: Bestaubt sind die Gesichter, Doch froh ist unser Sinn,
Es braust die Kolonne im Sturmwind dahin! :/:
Die Welt ist so weit und die Wege sind lang, -
Sind Berge auch hoch, ja das macht uns nicht bang’
:/: Wir schalten um und rollen Und trotzdem der Gefahr,
Wenn wir etwas wollen, wir machen es wahr! :/:
Wir fahren Kanonen und auch Munition,
Der Front bester Helfer, das ist unser Lohn. -
:/: Wir fahr’n für Flak und Flieger, Wir fahren auch den Tod, -
Wir sind Transportkolonne, die Spiegel sind rot.
Und läßt mich im Stich einst das wechselnde Glück
Und kehr ich nicht wieder zu Dir mein Lieb’ zurück.
:/: Dann weine nicht vor Kummer - Und mach’ Dir keine Not:
Nimm Dir einen andern - mit Spiegeln so rot! :/: